Verfolgung in Ägypten

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Während der Islam die Kultur des Landes zunehmend bestimmt, wächst ein Gefühl der Ablehnung gegenüber Christen. Die koptische Kirche besteht seit nahezu 2000 Jahren in Ägypten, aber selten in ihrer Geschichte war die Ablehnung und alltägliche Diskriminierung so groß wie jetzt. Gleichzeitig zeigt eine überschaubare Gruppe ägyptischer Muslime Interesse am Evangelium und die Gemeinde wächst – wenn auch sehr langsam.

Die Zukunft Ägyptens wird entscheidend durch politische Elemente bestimmt werden. Zwei neue Akteure auf der politischen Bühne haben eine starke islamistische Identität: Die Muslimbruderschaft und die Salafisten, die zusammen das neugewählte Parlament kontrollieren. Der begonnene Reformprozess schließt den Entwurf einer neuen Verfassung ein. Sie wird das Wesen des ägyptischen Staates von Grund auf neu prägen und könnte dabei auch die Rolle der Armee neu definieren. Den Auftakt dazu bildete die Ablösung von General Tantawi, wodurch der mächtige Militärrat kaltgestellt wurde.

Die einzig denkbare Alternative zum Islamismus, soweit unsere Analyse der bedeutsamen politischen Kräfte im Land und der aktuellen Trends erkennen ließ, wäre eine Weiterführung des autokratischen Regimes. Dies hängt allerdings wesentlich von der Frage ab, ob die Armee in der Lage und willens sein wird, ihre Machtposition zu halten und/oder eine Übereinkunft mit der Muslimbruderschaft zu treffen. Eine solche Entwicklung würde allerdings einhergehen mit fortgesetzten Einschränkungen der Religionsfreiheit und damit keinen Verbesserungen für die christliche Gemeinde. Ein Szenario, bei dem die Gemeinde sich parallel zum wachsenden Einfluss des Islam auf die Gesellschaft einer "Dhimmisierung" unterwerfen muss, scheint im Licht der jüngsten Entwicklungen jedoch wahrscheinlicher.

Die jüngsten Entwicklungen des Berichtszeitraumes deuten ebenfalls in diese Richtung: dass Präsident Morsi zunächst die Gewaltenteilung faktisch aufgehoben und quasi im Handstreich versucht hat, eine islamisierte Verfassung durch das Parlament zu bringen, zeigt das Bemühen der Muslimbrüder und Salafisten, ihre Machtstellung zu festigen und auszubauen. Ob der Widerstand von liberalen Kräften und der christlichen Minderheit hieran etwas ändern kann, lässt sich nicht vorhersagen.

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