Verfolgung in Brunei

Das Sultanat Brunei ist ein kleiner Staat auf der südostasiatischen Insel Borneo und grenzt an Malaysia. Der Islam ist Staatsreligion. Die Verfassung garantiert Religionsfreiheit, doch Gesetze schränken diese Freiheit in der Praxis ein.

Brunei Darussalam ist eine muslimische Nation, basierend auf der "Melayu Islam Beraja"-Ideologie (MIB, Malaiisch-muslimische Monarchie). Die vorherrschende sunnitisch-islamische Glaubensrichtung/Rechtsschule ist die der Schafiiten. Alle anderen Religionen dürfen in Frieden und Harmonie praktiziert werden. Doch in der Praxis dürfen nur Nicht-Malaien ihren Glauben wählen. Der Großteil der Bevölkerung sind Malaien. Tritt ein Malaie zu einem anderen Glauben über, "stört" er damit "Frieden und Harmonie" und wird unvermeidlich einer Umerziehungsmaßnahme zum islamischen Glauben unterzogen, in der Regel bedeutet dies die Einweisung in ein Umerziehungslager.

Seit 2011 wird für alle Muslime des Landes die Scharia angewandt. Der Islam regelt in Brunei das gesamte Leben. Um die Islamisierung unter den Einheimischen zu fördern, unterstützt die Regierung die sogenannte "Dahkwa"-Bewegung (Islamische Evangelisation)unter den Stammesgruppen. Christliche Pastoren und Mitarbeiter werden von dieser Bewegung als "Feinde" betrachtet. Spione der Regierung und die Polizei beobachten alle Besuche in den  Stammes-Dörfern.

Der islamische Extremismus, aber auch Stammesfeindschaft sind die Hauptursachen für Verfolgung, und werden von der Regierung und religiösen Führern in allen Lebensbereichen unterstützt. Für Christen mit muslimischem Hintergrund kann es bedeuten, dass Familie, Freunde oder Nachbarn sehr schnell zu einer Quelle der Feindschaft und Verfolgung werden können.


Die Regierung erkennt nur drei katholische und drei anglikanische Kirchen als offizielle christliche Kirchen an. Die nicht registrierten Kirchen werden von der Regierung als "illegale Sekten" des Christentums betrachtet. Alle Gemeinden werden sehr stark beobachtet und überwacht. Berichten zufolge werden die Sonntagsgottesdienste von Regierungsbeamten ausspioniert. Die Pastoren achten sehr genau auf die Wortwahl in ihren Predigten, um die Beamten oder die königliche Familie nicht zu beleidigen.

Glaube im Geheimen

Die Heirat zwischen Nicht-Muslimen und Muslimen ist verboten. Will beispielsweise ein Christ eine Muslima heiraten, muss er zum Islam konvertieren. Auch die Weitergabe des Evangeliums an Muslime ist nicht erlaubt.  Besonders auf dem Land ist der gesellschaftliche Druck hoch, den islamischen Gesetzen und Traditionen zu folgen. Wer vom Islam zu einer anderen Religion wechseln möchte, muss dies bei der Regierung beantragen. Doch aufgrund der damit verbundenen Repressalien praktizieren ehemalige Muslime ihren Glauben im Geheimen.

Zunahme der Kontrollen

Die Mehrheit der Christen in Brunei sind Ausländer bzw. Gastarbeiter. Nicht-muslimische Gruppen müssen staatlich registriert sein und für das Genehmigungsverfahren die Mitgliedernamen und Einzelheiten zur Struktur - beispielsweise Anzahl von Hausgemeinden - angeben. Es ist sehr schwierig für bestehende Gemeinden, eine staatliche Genehmigung für die Renovierung einer Kirche zu bekommen. Anbaugenehmigungen werden nie erteilt, ganz gleich, ob die Gemeinde registriert ist oder nicht. Die Einfuhr von Bibeln, christlicher Literatur und anderen Materialien ist auf den persönlichen Gebrauch beschränkt. Ein Import für dienstliche Zwecke, also zur Nutzung für eine Gemeinde, ist nicht möglich. Materialien in der Landessprache sind verdächtig und somit schwer zu bekommen. Dementsprechend stehen Gemeindeleiter vor großen Herausforderungen bei der Unterweisung ihrer Mitglieder und in ihrem Gemeindedienst.

Druck auf Christen wächst

In Brunei gibt es sechs christliche Schulen, die von den offiziell anerkannten anglikanischen und katholischen Kirchen betrieben werden. Sie haben einen hohen Bildungsstandard, allerdings drängt die Regierung sie dazu, den Bibelunterricht von ihrem Lehrplan zu streichen.

In einem Zeitungsbericht im Borneo Bulletin vom 7. Oktober 2012 verkündete der Sultan, dass alle Schulen ab Januar 2013 Islamischen Religionsunterricht als Pflichtfach haben müssen. Solange der regierende Herrscher sich selbst als Verteidiger des Glaubens sieht und die Regierungsinstanzen seinen Willen ausführen, wird die christliche Minderheit missachtet, diskriminiert und ins Abseits gedrängt werden. Die Freiheit, den christlichen Glauben auszuleben, wird immer mehr eingeschränkt und der Druck und die Angst der christlichen Bevölkerung werden weiter zunehmen.