Triebkräfte von Verfolgung

Die Haupttriebkraft der Verfolgung von Christen in Malaysia ist der "Islamische Extremismus" im Zusammenspiel mit "Diktatorischer Paranoia".

Islamischer Extremismus: Der amtierende Premierminister Najib Razak hat bei zahllosen Anlässen bekundet, der Islam sei wichtiger als die Politik, er könne diese sogar ersetzen. Die Menschen im Land "sollten den Islam schützen. Pluralismus, Liberalismus und andere ‚Ismen‘ seien gegen den Islam, Menschenrechte müssen demnach beschränkt bleiben und sollten nur innerhalb der Grenzen des Islam gelten".

Im Juni 2014 betonte ein Sprecher des Parlaments, dass Malaysia kein säkulares Land sei, wobei er säkular als "nicht in Verbindung zu religiösen und spirituellen Dingen stehend" definierte. Im Oktober 2014 erklärte das islamische Oberhaupt des Landes, liberales Denken sei eine Abweichung vom Islam. Neben der Regierung sind in den Bundesstaaten Sultane eingesetzt. Obwohl sie laut Verfassung eher zeremonielle Aufgaben wahrnehmen, sind sie faktisch Hüter des Islam. Jeder Ungehorsam und jede Kritik gegen sie wird als Akt gegen den Islam eingestuft und kann mit einer Anklage enden.
Beobachter des Landes sprechen von einer rasanten Islamisierung. Beispiele dafür sind Forderungen, die Scharia als Strafgesetz einzuführen (Hudud), ebenso das Erstrecken des Fastengebots während des Ramadan auf religiöse Minderheiten, die angekündigte Einführung eines "Sharia Compliance Index" (Liste zur Einhaltung der Scharia) 2015, außerdem Pläne, Scharia-Gerichte mit Zivilgerichten gleichzusetzen, weiter das Vorgehen bei Sorgerechtsstreitigkeiten von Eltern unterschiedlichen Glaubens und nicht zuletzt die Entscheidung des Obersten Gerichthofes, einer katholischen Zeitung die Verwendung des Wortes "Allah" für "Gott" zu verbieten, da es "Muslime verwirren und zu Konversionen [zum christlichen Glauben] führen könnte". Der islamische Extremismus ist nicht auf die Regierung beschränkt, sondern wird auch in Familien und Kommunen sowie in radikal-islamischen Gruppierungen gelebt, die besonders Konvertiten verfolgen.

Diktatorische Paranoia: Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Malaien, ein Viertel ist chinesischer Herkunft, 11 Prozent gehören Stammesvölkern an und sieben Prozent haben einen indischen Hintergrund. Die herrschende Koalition namens UMNO regiert das Land seit seiner Unabhängigkeit im Jahre 1957. Sie besteht aus einer muslimischen Partei und kleineren chinesischen und indischen Parteien. Vor diesem Hintergrund sind die Wahlergebnisse von 2008 und 2013 zu bewerten. Sie dürfen nicht unterschätzt werden: Zum ersten Mal gibt es eine nennenswerte Opposition, die 2013 nur aufgrund des Wahlsystems knapp verlor, was zu panischen Reaktionen der Regierung führte. Sie betonte erneut die Strategie der bevorzugten Behandlung von Malaien anstatt einen Kurs der Gleichbehandlung zu verfolgen. Darüber hinaus setzt sie verstärkt auf die religiöse Karte, wonach ein Malaie ein Muslim ist. Dass einige Bundesstaaten wie Selangor, ein wichtiger Bundesstaat in dem die Hauptstadt Kuala Lumpur liegt, nun von der Opposition regiert werden, versetzte der Regierung einen weiteren Schlag und machte sie nur noch wütender.