Triebkräfte von Verfolgung

Die wesentlichen Triebkräfte der Christenverfolgung in Tadschikistan sind "Diktatorische Paranoia" und der "Islamische Extremismus", hinzukommen in geringerem Maße "Exklusives Stammesdenken" und "Systematische Korruption".

Diktatorische Paranoia: Der Staat beteuert säkular zu sein und rechtfertigt daher die Verfolgung von Christen mit dem Vorwand, die Aktivitäten von registrierten, religiösen Gruppen des Landes zu einzugrenzen und Tätigkeiten nichtregistrierter Gruppen von vornherein zu unterbinden. In Wahrheit geht es hierbei jedoch nicht um den Säkularismus, sondern vielmehr um staatliche Kontrolle und die Sorge, dass religiöse Gruppen sich unkontrolliert ausbreiten könnten. Um agieren zu dürfen, müssen alle religiösen Gruppen bei der Regierung registriert werden. Ohne diese Registrierung können lokale Beamte Gemeinderäumlichkeiten schließen und Mitglieder der Gemeinden mit Geldstrafen belegen. Seit mindestens einem Jahrzehnt konnte keine religiöse Gruppierung mehr eine Registrierung bekommen. Somit sind sie gezwungen, illegal im Land tätig zu sein.

Islamischer Extremismus: Christlen mit muslimischem Hintergrund stehen unter enormem Druck durch Familie, Freunde und islamischer Gesellschaft Selbst die kleinsten Anzeichen von Evangelisation rufen unter den Muslimen des Landes große Feindseligkeiten hervor. Die Nähe Tadschikistans zu Afghanistan und Pakistan bereitet der Regierung große Sorgen, da dort viele Dschihadisten Zuflucht finden. Darüber hinaus wird der Islamische Extremismus auch in Tadschikistan immer präsenter, wie Berichte von terroristischen Infiltrationen von Afghanistan, der Hizb ut-Tahrir (HuT) und der Islamischen Bewegung Usbekistans (IBU – ein Ableger der Jamaat Ansarullah) in den letzten Jahren belegen. Diese Organisationen haben Stützpunkte in Tadschikistan, sowie tadschikische Kämpfer in ihren Reihen. Nichtsdestotrotz gibt die Regierung an, dass sie mögliche Anschläge vereitelt und das Eindringen von Kämpfern aus Zentralasien wahrgenommen habe. Die Zuwanderung bewaffneter Milizen aus Afghanistan findet schon seit einigen Jahren statt. Im September 2014 gab Präsident Rakhmon bekannt, dass ca. 200 Tadschiken den militanten, islamischen Gruppen in Syrien und im Irak beigetreten sind.

Exklusives Stammesdenken: Die Bevölkerung Tadschikistans ist nicht homogen, sondern setzt sich aus einer großen Anzahl ethnischer Minderheiten zusammen. Vereinzelt führen Spannungen zwischen den Gruppen zu Zusammenstößen. Die Religion der meisten Gruppen ist der Islam. Das Christentum wird als externer, ausländischer (z.B. russischer) Einfluss angesehen. In dieser Hinsicht geht das Exklusive Stammesdenken Hand in Hand mit dem Islamischen Extremismus. Auch in den militärischen Aktionen im Jahr 2012 gegen islamistische Kämpfer im Osten des Landes, zeigte sich das Exklusive Stammesdenken, da sich diese Vorstöße letztlich gegen eine ethnische und religiöse Minderheit, die schiitischen Muslime, richtete.

Systematische Korruption: Auch dies trifft auf Tadschikistan zu, wenn auch zu einem wesentlich geringeren Anteil als die bereits erwähnten Triebkräfte. Bestechung ist sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor sehr verbreitet. Es gibt ein Sprichwort, das besagt, dass man in Tadschikistan so ziemlich alles kaufen und verkaufen kann. Daher sehen sich Christen (die russisch-orthodoxen ausgenommen), die im allgemeinen ökonomisch gesehen sowieso am Rande der Gesellschaft stehen, mit immer größeren Hindernissen konfrontiert, am wirtschaftlichen Leben teilzunehmen; von ihnen werden im besonderen Maße Bestechungsgelder verlangt und Bußgelder erhoben, einfach aus dem Grund, weil sie Christen sind.