Verfolgung in Kasachstan

Beitragsseiten

Die kasachische Verfassung garantiert Religionsfreiheit, wenngleich diese in der Praxis durch Gesetze und Verordnungen sowie behördliche Willkür beschränkt wird. Die Mehrheit der Kasachen gehört dem Islam an. In den vergangenen Jahren ist in dem zentralasiatischen Land eine verstärkte Kontrolle sämtlicher religiöser Aktivitäten zu beobachten. Hintergrund ist die Angst vor einer Zunahme des islamischen Extremismus. In letzter Zeit gab es in Kasachstan über 100 Vorfälle von radikal-islamistischem Extremismus, die allerdings nicht speziell gegen Christen gerichtet waren, der bekannteste der Bombenanschlag im Oktober 2011. Daher verstärkt die Regierung ihren Druck auf religiöse extremistische Gruppen, was in den nächsten Jahren wahrscheinlich auch die christliche Minderheit beeinflussen wird.

Daher wurden im September 2011 vom Parlament zwei Gesetze erlassen, welche die Religionsfreiheit weiter einschränken. International wurde diese Maßnahme stark kritisiert. Diese Gesetze ähneln stark den Religionsfreiheit einschränkenden Gesetzen, die in anderen Ländern Zentralasiens bereits in Kraft sind. In Kasachstan sind die Verordnungen seit Oktober 2011 in Kraft. Der Name der Gesetze ist Programm: Das "Gesetz zu Religionsausübung und religiöse Gemeinschaften" und ein weiteres Gesetz, eine Sammlung mit Auswirkung auf neun andere Gesetze, beschäftigen sich mit Religion. Es ist bezeichnend, dass der Begriff "Freiheit" in den Titeln nicht auftaucht, im Unterschied zu den Vorläufern aus dem Jahr 1992. Die Gesetze zielen darauf ab, den extremistischen Islam einzudämmen, doch nicht-registrierte christliche Gemeinden leiden ebenfalls darunter. Auf größere orthodoxe Kirchen scheinen die Gesetze bisher weniger Auswirkung zu haben. Den größten Anteil der christlichen Gemeinschaft bildet die russisch-orthodoxe Kirche. Zudem gibt es katholische und protestantische sowie mennonitische Christen und Angehörige anderer Gruppen.


Kaum Aussicht auf Anerkennung

Jegliche staatlich nicht genehmigte religiöse Gruppe oder Aktivität ist verboten. Die Verordnungen fordern von religiösen Gruppierungen eine erneute Registrierung. Das stellt insbesondere für einige kleinere christliche Glaubensgemeinschaften eine unüberwindliche Hürde dar. Das System aus vier Ebenen der Registrierung ist sehr kompliziert; der Prozess ist bürokratisch und mühsam. Beim Registrierungsprozess müssen persönliche Daten der Mitglieder, Informationen zur religiösen Erziehung oder Angaben zur familiären und beruflichen Situation weitergeben werden. Aufgrund dieser Kontrolle weigern sich Gemeinden häufig, einen Registrierungsantrag zu stellen. Die Erfolgsaussichten eines solchen Antrages sind ungewiss, nach ersten Meldungen nach Schluss der Anmeldefrist wurde Hunderten religiösen Gruppen die Registrierung verweigert. Die verschiedenen Neuregelungen sind zahlreich. Jeder nur denkbare Aspekt der Religionsausübung wird eingeschränkt. Alle religiösen Materialien unterliegen der Zensur, neue Gottesdiensträume benötigen eine Bewilligung durch die lokalen und nationalen Regierungsbehörden, Gründer von Religionsgemeinschaften müssen Bürger Kasachstans sein und Dienste unter Jugendlichen werden definitiv schwieriger.

Durch die neue Gesetzgebung ist es kompliziert geworden Schulungen und Trainings für Pastoren und christliche Leiter durchzuführen. Nur offiziell registrierte Institutionen dürfen professionelle Ausbildungsprogramme durchführen. Es gibt im Land immer noch einige christliche Seminare, die ihre Lehrtätigkeit mit aller Vorsicht ausüben müssen.

Christen, die christliche Literatur weitergegeben oder das Evangelium Muslimen verkündet haben, sind verhaftet, bedroht und angegriffen worden. Zu Verhaftungen ist es auch im Rahmen von Hausdurchsuchungen bei Christen gekommen, denen "illegale Religionsausübung" vorgeworfen wurde. Mit Verhören, Drohungen und Geldstrafen gehen Behörden gegen Mitglieder von nicht-registrierten Gemeinden (Hausgemeinden) vor.