Gemeindebrief

Fcg-Dornbirn
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Wo bist du? (2 Quartal 2015)

Wo bist du?

Eine kleine Gruppe Kinder läuft laut rufend durch die Gärten der Umgebung: „Wo bist du?“ – Er hat sich wieder einmal aus dem Staub gemacht – schon mehrere Male ist es ihm gelungen, seine „Aufpasser“ zu überlisten. Eine kleine Unaufmerksamkeit, eine unverschlossene Tür reichen aus und er nützt die Gelegenheit, die schützende, aber für ihn vermutlich einengende Umgebung verlassen zu können. Er ist in seine interessante Welt „ausgerissen“. Jemand hat ihn auch schon im Winter bei Temperaturen unter Null ohne Schuhe in nassen Socken und leicht bekleidet die Straße entlang rennen sehen und ihn wieder „eingefangen“. Für einen kleinen Bub, der noch nicht viele Erfahrungen im Leben gesammelt hat und der durch seine geistige Behinderung auf Obhut und Begleitung angewiesen ist, kann jeder dieser Ausflüge zur Gefahr werden. Auch heute wieder.

Wo bist du? Manchmal möchten auch wir aus der schützenden Umgebung ausreißen und in die vermeintlich interessante Welt hinaus gehen. So wie es Jesus im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk.15,11) angesprochen hat. Alles auslösen, das Erbteil zusammen packen und die Familie und die gewohnte Gegend verlassen. Allerdings, nicht alle Dinge, die sich von Ferne betrachtet als erstrebenswert und als verlockend zeigen, bleiben bei näherer Betrachtung immer noch so gr0ßartig und glänzend. Spätestens, wenn alles, was mit weltlichem Erfolg zu tun hat – Geld, Ansehen, Macht … - aufgebraucht, verloren oder vorüber ist, gehen die Augen auf und man erkennt, was bleibt und Bestand hat. Dann geht der Blick, wie beim nun einsichtigen Sohn, wieder zurück zur Geborgenheit in einer geschützten Umgebung. So wie beim verlorenen Sohn, der durch seine Erlebnisse in der Ferne reumütig wieder zum Vater zurückkehrt, kommen auch immer wieder Menschen, die Erfahrungen in der glitzernden und anziehenden Welt gemacht haben und enttäuscht worden sind, zurück zum himmlischen Vater. Zu diesem himmlischen Vater, der wie in dem Gleichnis mit Barmherzigkeit und großer Freude dem Sohn entgegen geht.

Wo bist du?Wenn wir gemeinsam in den lebendigen Gemeinden des Herrn Jesus beten oder Gottesdienst halten, sind immer wieder viele leere Sessel zu sehen, die darauf warten, dass sich Menschen darauf einfinden. Menschen, die ein Bedürfnis haben, zurückzukehren zum Vater im Himmel und Seiner Gegenwart. Viele nehmen sich allerdings durch verschiedene „Verpflichtungen“ – wichtig oder unwichtig – die Zeit, um in eine tiefe Beziehung zum Herrn zu kommen und im Glauben zu wachsen. Nun, allzu lange konnte sich der kleine Bub vor den suchenden Augen seiner Geschwister und Freunde nicht verstecken. Bald haben sie ihn wieder gefunden und zurück gebracht. Die Gefahren für ihn sind draußen doch sehr hoch, er ist den Situationen im Straßenverkehr und in der freien Natur nur unzureichend gewachsen.

Wo bist du? Ich würde mich sehr freuen, Dich bald zu sehen,

Dietmar

PS: Beziehung, Wertschätzung, Liebe braucht ein Gegenüber.