Verfolgung in Mauretanien

In Mauretanien spielen verschiedene Verfolger eine Rolle. Der Staat und Regierungsbeamte gehören zu den wichtigsten Verfolgern, da die Regierung den Islam als Staatsideologie annimmt. Zusätzlich zum Staat bestärken extremistische Imame und islamische Lehrer Vorurteile und Hass gegenüber Christen. Gewöhnliche Bürger, die von den Lehren solcher Imame beeinflusst werden, können ebenfalls als Verfolger genannt werden. Im Kontext der Sklaverei und dem vorherrschenden „Kastensystem“ Mauretaniens wird die aktuelle Situation durch Religion verstärkt und mit ihr vermischt. Die Ansichten extremistischer Imame werden auch von Stammesführern unterstützt. Daher treten auch konservative Stammesführer, die eine ethnische Hierarchie und soziale Ordnung aufrechterhalten wollen, als Verfolger auf.

4. Hintergrund

Mauretanien befindet sich seit mehr als 30 Jahren unter Militärherrschaft, die nur 2007 von einer kurzen Periode der Demokratie unterbrochen wurde. Versprechen, die Demokratie wiedereinzuführen, führten nur zu manipulierten Wahlen. Die politische Lage des Landes ist von einer Reihe von Staatsstreichen geprägt und die dominante politische Institution ist das Militär. Formell ist das Land zwar eine Mehrparteiendemokratie, jedoch wird das Parlament ausnahmslos von der Regierungspartei dominiert. Verschiedene islamistische Gruppierungen sind in der politischen Szene des Landes aktiv und der Islamismus ist die dominante politische Ideologie. Die ethnische Zugehörigkeit spielt eine große Rolle in der Politik Mauretaniens, da die ethnische Gruppe der Schwarzafrikaner im Süden des Landes eine starke Marginalisierung vonseiten ethnischer Gruppen arabischer Berber aus dem Norden erfahren.

Mauretanien ist eines der ärmsten Länder der Welt. Ein Drittel aller Kinder sind unterernährt, und selbst wenn genügend Nahrungsmittel verfügbar sind, können sie sich weite Bevölkerungsteile nicht leisten. Nur vier Prozent des Landes sind bebaubar, weshalb die landeseigene Ernährungssicherheit sehr schwach ist. Während die Regierung aufgrund der durch die Weltbank empfohlenen wirtschaftlichen Liberalisierungsmaßnahmen ein gewisses Wirtschaftswachstum erzielt hat, hat dies zu keiner Verbesserung der Lebensbedingungen der Gesamtbevölkerung geführt. In dem weiten und trockenen Land, das zum Großteil von Nomadenvölkern bewohnt wird, ist es dem Staat nicht gelungen, eine flächendeckende Präsenz vor Ort aufzubauen, und informelle Institutionen wie Familie und Stamm oder persönliche Kontakte haben oft größeren Einfluss als der Staat. Ein Beleg für diese Situation ist das Fortbestehen der Sklaverei trotz der Versuche der Regierung, diese Praxis abzuschaffen.

Al Kaida im Islamischen Maghreb (AQIM) bereitet der mauretanischen Regierung seit 2005 Probleme, doch die Armee verzeichnete einige Erfolge in ihrem Kampf gegen die Gruppierung. Es besteht allerdings eine ernsthafte Gefahr, dass Mauretanien sich in Richtung Extremismus entwickelt, da die Sympathie für den extremistischen Islam wächst. Mehrere islamistische Gruppierungen versuchen, sich den Unmut der Bevölkerung über die Korruption in der politischen Elite und über die Regierung, die jegliche Demokratiebestrebungen aufgegeben hat, zunutze zu machen. Obwohl der Arabische Frühling auf Mauretanien nicht denselben Einfluss hatte wie auf andere Länder der Region, gab es 2016 bisher nie da gewesene Proteste der Islamistischen Partei mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen der mauretanischen und der französischen Armee im Kampf gegen AQIM zu beenden. Zu der bereits seit Jahren instabilen politischen Lage und den schweren Spannungen kamen noch Proteste aufgrund sozioökonomischer Probleme, wie der extrem hohen Lebenshaltungskosten und der Diskriminierung von ethnischen afrikanischen Minderheiten, hinzu.

Neben der christlichen Minderheit gibt es auch eine kleine, aber wachsende schiitische Minderheit in Mauretanien. Die Regierung unterhält gute Beziehungen mit dem Iran und attackiert diese Gemeinschaft nicht, sunnitische religiöse Leiter denunzieren die Minderheit jedoch und verlangen einschränkende Maßnahmen gegen die schiitischen Muslime.

5. Betroffene Kategorien von Christen

Gemeinschaften ausländischer Christen und Arbeitsmigranten

Römisch-katholische Christen aus den Ländern südlich der Sahara sind die größte Gruppe dieser Kategorie, gefolgt von protestantischen und evangelikalen Christen, die ebenfalls aus Ländern südlich von Mauretanien stammen. Es gibt außerdem eine kleine Anzahl von Christen aus westlichen Ländern in Mauretanien, die allerdings nur einen sehr kleinen Prozentsatz der Christen im Land ausmacht. Schwarzafrikanische christliche Migranten befinden sich in einer prekären Lebenssituation, da sie sowohl den gängigen ethnisch begründeten Vorurteilen als auch Verfolgung durch den wachsenden Islamismus ausgesetzt sind.

Christen muslimischer Herkunft

Christen mit muslimischem Hintergrund sind am stärksten der Verfolgung ausgesetzt und erfahren enormen Druck von engen Familienangehörigen und ihrer Großfamilie. In der nomadischen Gesellschaft des Landes, in der das Überleben des Einzelnen von der Großfamilie abhängt und auf gegenseitiger Abhängigkeit in der Gemeinschaft beruht, ist es für Christen muslimischer Herkunft eine große Herausforderung, ihren christlichen Glauben zu verheimlichen. Hass und falsche Vorurteile, die von islamischen Gruppen propagiert werden, betreffen die meisten christlichen Konvertiten, die nicht nur ihren Gesellschaftsstatus, sondern auch ihre Staatsbürgerschaft verlieren würden, sollte ihr Glaubenswechsel öffentlich bekannt werden.