Verfolgung in Oman

Die Omanis haben ihre eigene islamische Glaubensrichtung: den ibadischen Islam. Er unterscheidet sich vom sunnitischen und schiitischen Islam und ist dafür bekannt, es zu bevorzugen, Konflikte durch den Dialog anstatt einen offenen Konflikt zu lösen. Dennoch bedeutet Omani zu sein, Muslim zu sein, oder wie es ein Feldforscher von Open Doors sagt: „Es bedeutet, dass sie nicht auf Gewalt zurückgreifen, aber der Widerstand ist deutlich spürbar und er beeinflusst, wie Christen ihren Alltag gestalten können.“

Islamische Unterdrückung

Der Islam ist die Staatsreligion und die Rechtsprechung basiert überwiegend auf dem islamischen Recht. Der Lehrplan aller staatlichen Schulen beinhaltet den islamischen Religionsunterricht. Der Abfall vom Islam ist kein kriminelles Vergehen, wird vom Rechtssystem aber auch nicht berücksichtigt, da es alle Bürger als Muslime einstuft. Wer von der omanischen beziehungsweise islamischen Ordnung abweicht, begibt sich selbst in Opposition zur Regierung und der Bevölkerung, was viele aus Angst vermeiden wollen. Christen muslimischer Herkunft stehen Problemen mit dem Familienrecht gegenüber, welches Vätern verbietet, das Sorgerecht für Kinder zu behalten, wenn sie den Islam verlassen. Die Gesellschaft meidet diejenigen, die den Islam verlassen, auch wenn nicht zur Gewalt ermutigt wird.

Ethnisch begründete Anfeindungen

Stammeswerte, in denen die Familienehre eine große Rolle spielt, sind mit islamischen Werten vermischt. Omani zu sein, bedeutet Muslim zu sein. Es gibt nicht das eine ohne das andere. Man ist stolz, Omani zu sein, und oft ist die Feier der Tradition wichtiger als die Bedeutung hinter der Tradition selbst. Mit der Tradition zu brechen oder die Gründe der Tradition zu hinterfragen, ist für die Bevölkerung undenkbar.

Diktatorische Paranoia

Der Oman wurde bisher von einer Dynastie regiert, die den Willen der Bevölkerung nicht respektiert. Es gibt Unzufriedenheit unter den Omanis, die ihre Regierung generell als autoritär ansehen, auch wenn sie zustimmen, dass kürzlich erfolgte wirtschaftliche Reformen vorteilhaft waren. In ihrem Bericht von 2017 stuft die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation „Freedom House“ das Land als „nicht frei“ ein. Der Bericht sagt: „Das Regime beschränkt nahezu alle politischen und bürgerlichen Rechte und reagiert besonders harsch auf Kritik und Widerspruch.“ Auch die Medien kämpfen mit Schikanen und Einschüchterungen.

3. Verfolger

Islamische Unterdrückung

Einheimische omanische Christen wurden von Regierungsbeamten verhört, die ihnen befahlen, Treffen einzustellen. Ihnen wurde zudem gedroht, dass sie ihre Jobs und Häuser verlieren würden. Viele haben Verfolgung durch ihre Familien erlebt. Ausländische Christen wurden verhört und angewiesen, ihren Glauben nicht zu teilen, oder sie würden riskieren, ihre Visa zu verlieren. So ergänzen Regierung und Gesellschaft einander. Die Regierung beschränkt den christlichen Glauben von oben, entsprechend den Wünschen der Bürger nach einem islamischen Land. Auf der anderen Seite zwingt die Gesellschaft sowohl die einheimischen als auch die ausländischen Christen dazu, den islamischen Regeln zu entsprechen, sodass vonseiten der Regierung keine gewalttätigen Aktionen gegen Christen notwendig sind und sie somit ein freundliches Gesicht vor der Welt, besonders dem Westen, wahren kann.

Ethnisch begründete Anfeindungen

Für Omanis ist Omani zu sein die Nationalität, ihre wahre Identität ist aber ihre Stammeszugehörigkeit. In der kommunalen Gesellschaft bringt ein Wechsel zum christlichen Glauben große Schande auf den ganzen Stamm. Die Stammesführer und die Familie tragen dann die Last, die Ehre des Stammes wiederherzustellen. Dies kann nur erfolgen, wenn die betroffene Person zum Islam zurückkehrt, die Gemeinschaft verlässt oder stirbt. Die Verfolgung erfolgt meist im beständigen Druck, zum Islam zurückzukehren oder durch die vollständige Aufgabe des Einzelnen durch die Gemeinschaft.

Verfolger der Triebkraft Diktatorische Paranoia

Auch wenn der Sultan für den Fortschritt und den Reichtum, den das Land unter seiner Herrschaft erlangt hat, sehr beliebt ist, ist er gleichzeitig ein Diktator. Viele Christen fürchten, dass ihre Telefone und ihre Aktivitäten in sozialen Medien überwacht werden, meistens wird die Technik aber hauptsächlich gegen Omanis eingesetzt und benutzt, um jedes Anzeichen von Widerspruch und Kritik an der Regierung zu unterbinden.

4. Hintergrund

Am Zusammenfluss des Persischen Golfs und des Arabischen Meers angesiedelt, war der Oman im Mittelalter ein einflussreiches Sultanat. Arabisch ist die offizielle Sprache und mehr als die Hälfte der omanischen Bevölkerung sind Araber. Im Jahr 1971 trat der Oman der Arabischen Liga und den Vereinten Nationen bei. Der Oman hat generell gute Beziehungen zu seinen Nachbarländern.

Der aktuelle Sultan kam 1970 an die Macht, nachdem er seinen eigenen Vater gestürzt hatte. Ihm wird die Abschaffung der Sklaverei im Land zugeschrieben und dass er dem Oman eine starke Wirtschaft gegeben habe. Er hat das Land in eine starke Allianz mit den Vereinigten Staaten gebracht, die sich für die Ölreserven des Landes und seine strategisch günstige Position gegenüber dem Iran, dem Persischen Golf und den Ölfeldern im Nahen Osten interessierten. Ihm wird auch zugeschrieben, Sicherheit und Stabilität in das Land gebracht zu haben, dass eine Geschichte von Konflikten und Krieg hat. Außerdem wird dem Sultan zugerechnet, einige demokratische Reformen eingeführt zu haben. Trotz all der Modernisierung und des Verbots der Sklaverei vor vielen Jahren ist die geistige Einstellung zur Sklaverei noch immer nicht verschwunden und die strikte Kontrolle des Sultans über das Land ist noch immer präsent. Der Sultan hat das Gewaltmonopol und die politische Opposition ist schwach.

Zugleich hat der Oman eine freie und konkurrenzfähige Wirtschaft. Der Reichtum aus Öl und Gas hat seit 1970 eine massive soziale Veränderung herbeigeführt. Der Bildungsstand hat sich deutlich verbessert. Schulbindung für Frauen hat den Analphabetismus dramatisch reduziert. Die jüngeren Generationen sind an neuen Ideen interessiert – sichtbar auch an der Kleidung der jüngeren Menschen. Außerdem findet ein kultureller Wandel von einem agrarischen Nomadentum zu einem urbanen Lebensstil statt.

Andere religiöse Gruppen wie Hindus, Buddhisten und nicht-ibadische Muslime sind relativ frei, ihren Glauben zu praktizieren. Der International Religious Freedom Report von 2016 sagt für den Oman aus, dass „diese Gruppen eher für Aktivitäten in den Blick der Regierung geraten, die nichts mit Religion zu tun haben, und wegen unberechtigten finanziellen Arrangements verfolgt werden“.

5. Betroffene Kategorien von Christen

Ausländische Christen und Arbeitsmigranten

Es gibt einige ausländische christliche Gemeinschaften im Oman, größtenteils in den städtischen Gebieten von Muskat, Sohar und Salala. Dies umfasst römisch-katholische, östlich-orthodoxe und evangelische Gemeinschaften. Es gibt mehr als 60 verschiedene christliche Gruppen, Gemeinschaften und Versammlungen, die in der Hauptstadt Muskat aktiv sind. Alle religiösen Organisationen müssen sich registrieren lassen und christliche Treffen werden überwacht, um jede politische Botschaft aufzunehmen und festzuhalten, ob Einheimische teilnehmen. Ausländische Christen können diskret in Privathäusern und auf Geschäftsgeländen Gottesdienst feiern. Die Möglichkeiten sind eingeschränkt, damit Einheimische nicht verärgert werden.

Christen muslimischer Herkunft

Christen mit muslimischem Hintergrund riskieren Verfolgung durch Familie und Gesellschaft, zumeist in der Form von Druck, ihren Glauben zu widerrufen und dem Vorenthalten von Kontakt. Konvertiten können ihre Familie verlieren, da das Gesetz Vätern, die den Islam verlassen, verbietet, das Sorgerecht für ihre Kinder zu behalten.