5. Betroffene Lebensbereiche und Auftreten von Gewalt
Erläuterung zum Verfolgungsmuster:
Das Verfolgungsmuster für die ZAR illustriert die Auswirkung des Islamischen Extremismus auf die verschiedenen Lebensbereiche. Die durchschnittliche Wertung der fünf Bereiche liegt bei 8,819 Punkten und verdeutlicht, dass der Druck auf Christen gegenüber dem Vorjahr (10,339) spürbar abgenommen hat. Die Wertung für den Bereich „Auftreten von Gewalt“ mit 15,371 Punkten ist jedoch ähnlich hoch wie im Vorjahr (15,556 Punkte). Der allgemeine Verfolgungsdruck hat sich im Vergleich zum Vorjahr wesentlich abgeschwächt, hauptsächlich deshalb, weil die Verfolgung nicht mehr im ganzen Land, sondern nur noch in den Regionen auftritt, in denen die früheren Séléka-Anhänger weiterhin aktiv sind. Das Niveau der Gewalt blieb allerdings hoch, wofür hauptsächlich Séléka-Anhänger in den nordöstlichen Provinzen sowie in und um Bangui verantwortlich waren. Wie das unten stehende Diagramm veranschaulicht, ist die Verfolgung in den Bereichen „Familienleben“ und „Leben im Staat“ am geringsten, was angesichts der Tatsache, dass die ZAR ein mehrheitlich christliches Land ist, logisch ist. Sowohl familiären Bereich als auch nach von staatlicher Seite herrscht Religionsfreiheit.
(Bitte beachten Sie: Die oberen Zahlen zeigen drei Dezimalstellen an. Sie sind nicht als Tausende zu verstehen.)
Privatleben:
Da die ZAR ein mehrheitlich christliches Land ist, genießen Katholiken und alle protestantischen Kirchen eine relative Freiheit. Christen muslimischer Herkunft müssen jedoch mit Widerstand vonseiten ihrer Familien rechnen, sobald ihre Hinwendung zum christlichen Glauben bekannt wird. Das größte Problem in der ZAR ist die imaginäre Trennlinie zwischen Muslimen und Christen, die quer durch die gesamte Bevölkerung verläuft. Ein Gespräch über den Glauben zwischen einem Christen als Gastgeber und einem Muslim als Gast ist ein heikles Unterfangen. Im Norden des Landes, der von Muslimen dominiert wird und wo ehemalige Séléka-Anhänger aktiv sind, ist selbst der Besitz christlicher Literatur gefährlich.
Familienleben:
Da es nach wie vor noch keine Sicherheit im Land gibt, ist es für Christen in den nordöstlichen Provinzen sehr schwierig, Geburten, Hochzeiten oder Todesfälle amtlich zu melden, da dies unerwünschte Aufmerksamkeit auf sie lenken würde. In einem Land, wo Gruppen sich anhand ihrer Glaubenszugehörigkeit definieren, sind auch Taufen schwierig. Konvertiten (aus dem Islam) verlieren nahezu automatisch ihr Erbrecht.
Gesellschaftliches Leben:
Kommen beispielsweise frühere Séléka-Anhänger in ein Haus und finden dort jemanden, der in der Bibel liest, wird er oft sofort getötet. Bei Angriffen der Ex-Séléka auf Dörfer werden häufig junge Mädchen entführt. Viele Christen, die aus ihren Dörfern vertrieben wurden, haben Zuflucht in den Städten Kaga Bandoro, Bambari und Bria gesucht. Oft werden die Christen von Fulani-Hirten verjagt, die das Land der christlichen Bauern nehmen, um ihr Vieh dort weiden zu lassen.