Die Art und Weise jedoch, wie die Séléka ihre angeblichen Klagen zum Ausdruck brachten, lässt Zweifel an ihren wahren Motiven aufkommen. Um ein Beispiel aus dem Jahr 2013 anzuführen, hat Human Rights Watch bestätigt, dass „bei Angriffen auf 34 Dörfer und Städte, die vom 11. Februar bis 2. Juni überwiegend von Séléka-Anhängern geführt wurden, mehr als 1.000 Häuser niedergebrannt und mindestens 40 Zivilpersonen getötet wurden. Die Séléka-Truppen haben einige Kommunen nur attackiert, um deren (möglichen) Widerstand niederzuschlagen und um zu plündern.“ Diese Kommunen waren überwiegend christlich, eine Tatsache, die von den meisten Organisationen nicht beachtet wurde. Es gibt keinerlei Rechtfertigung dafür, wahllos Christen zu ermorden, nur um auf angebliche lang existierende Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Letztendlich haben Muslime wie Christen durch mangelhafte Staatsführung und fehlende Rechtsstaatlichkeit im Land sowie langjährige Inkompetenz der jeweiligen Zentralregierung viel Leid erfahren. Auch die Ermordung von Muslimen durch die Streitkräfte der Anti-Balaka – nur aufgrund ihrer Religion – kann keinesfalls gebilligt werden.
In einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2013 heißt es dazu: „Die als Ex-Séléka bekannten, aber definitiv der Regierung angehörenden Streitkräfte haben als Folge des Angriffs (der Anti-Balaka) in großem Ausmaß Vergeltung an Christen geübt, indem sie in nur zwei Tagen etwa 1.000 von ihnen ermordeten und systematisch Häuser niederbrannten.“
Eine der Gefahren in diesem Konflikt besteht darin, dass in dem Bemühen, die Krise beizulegen, wichtige Sachverhalte des Konfliktes vernachlässigt werden. Die Ermittlungen von UN-Experten und Amnesty International behaupten, dass christliche Milizen (Anti-Balaka) eine ethnische Säuberung gegen die muslimische Minderheit betreiben. Die zuvor von den Séléka begangenen Verbrechen werden nicht erwähnt, obgleich umfangreich darüber berichtet worden war, dass sie gezielt Christen angriffen. Der „Telegraph“ berichtet dazu: „Die mehrheitlich muslimische Séléka-Miliz hat den Versuch eines Gegenputsches durch die christliche Bevölkerungsmehrheit im Kampf abgewehrt, in der Hauptstadt Bangui ebenso wie in dem nördlichen Bossangoa. Da sie keinen Lohn beziehen, verschaffen sie sich selbst ihre ‚Entlohnung‘ durch das Ausplündern der Bevölkerung, die sie vorgeben zu beschützen; wohlgemerkt der christlichen Bevölkerung.“