Gewalt und Proteste gegen die Regierung von Präsident Bashar al-Assad dauern seit fast zwei Jahren an. Die Situation im Land ist schlichtweg chaotisch. "Die Lage in Syrien wird bestimmt einerseits durch eine explosive Mischung aus hochgesteckten strategischen Besitzansprüchen, die mit regionalem und internationalem Konkurrenzdenken verknüpft sind und andererseits aufgeladenen Gefühlen, Frontenbildung auf kommunaler Ebene und politischem Wunschdenken", lautete die Analyse des ThinkTanks "International Crisis Group" (ICG) vom 24. November 2011.
Daraus lassen sich drei zentrale Aussagen ablesen: das gesellschaftliche und politische Klima in Syrien ist hochexplosiv; der Bürgerkrieg eskaliert rasant; und falls das gegenwärtige Regime zusammenbricht, wird kein Nachfolgeregime demokratischere Züge aufweisen.
Traditionelle Kirchen erleben weniger Druck
Die christliche Gemeinde führte ein relativ friedliches Dasein unter dem säkularen Präsidenten Bashar al-Assad. Solange die Christen die öffentliche Ordnung nicht störten oder die Regierung bedrohten, waren sie geduldet und konnten Gottesdienste feiern. Die anerkannte Kirche von Syrien lebt nicht versteckt oder wirkt im Geheimen. Sie genießt gesellschaftliche Anerkennung, wenngleich die Versammlungen durch den Geheimdienst beobachtet werden. Allerdings können und wollen die christlichen Gemeinden aufgrund von Absprachen mit anderen Religionsführern und politischen Drucks nicht öffentlich evangelisieren (dies würde als Bedrohung der nationalen Sicherheit gesehen). So ist die Unterdrückung der historischen Kirche Syriens von Seiten der Regierung mehr politisch als religiös. Im Juni 2010 begannen die Behörden, einige christliche Versammlungen zu schließen und setzten damit ein bereits lange existierendes Gesetz um, das religiöse Versammlungen nur in dafür zugelassenen Lokalitäten erlaubt. Die Beweggründe dafür waren zunächst nicht klar, zu vermuten sind Beschwerden traditioneller Kirchen wegen ‚Schafe stehlen‘.
Die Situation der Christen mit muslimischem Hintergrund ist eine andere. Auf sie warten viele Probleme, die meist von Familie und Freunden ausgehen, aber auch von fundamentalistischen Kämpfern und Söldnern.
