Triebkräfte von Verfolgung

Die Haupttriebkräfte der Verfolgung in Somalia sind "Islamischer Extremismus" und "Exklusives Stammesdenken" sowie "Systematische Korruption".

Islamischer Extremismus: Die Mehrzahl der Menschen in Somalia sind Muslime; es gilt generell als undenkbar, dass ein Somalier Christ ist. Zudem bekräftigen islamische Geistliche öffentlich, dass in Somalia kein Platz für das Christentum, Christen oder Kirchen sei. Diese Sichtweise ist in der Verfassung und Gesetzgebung von Somaliland, Somalia und Puntland festgeschrieben, wo der Islam den Status einer "Staatsreligion" und das Christentum keinerlei Platz im öffentlichen Leben hat.
Hinzu kommt als nicht-staatlicher Akteur die militant-islamistische Terrorgruppe Al Shabaab, die einen wahhabitischen Islam propagiert. Sie steht für die Einführung der Scharia als Richtlinie für alle Lebensbereiche in Somalia inklusive Rechtsprechung, Politik sowie aller gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Belange. Al Shabaab nutzt seine Präsenz in verschiedenen Landesteilen zur Radikalisierung ganzer Dorfgemeinschaften, stets zu Lasten der Christen im Allgemeinen und einzelner Gläubiger im Besonderen. Die Umsetzung ihrer wahhabitischen Doktrin ist so extrem, dass einem Open Doors Feldforscher zufolge "sogar Sufi -Muslime in den Untergrund gegangen sind, um der Verfolgung durch Al Shabaab zu entgehen". Es gab eine Vielzahl gewaltsamer Übergriffe seitens Al-Shabaab Partnern gegen Christen. Trotz einiger militärischer Rückschläge ist die Miliz in vielen ländlichen Regionen des Landes nach wie vor einflussreich und aktiv. Die ländlichen Regionen dienen dabei als Basis, um Angriffe innerhalb Somalias und auf benachbarte Länder wie Kenia (z.B. in Nairobi, an der Küste in Mpeketoni) zu organisieren. Dadurch ist die Al-Shabaab Miliz nicht nur eine Bedrohung für die kleine Schar von Christen, sondern auch für die Mehrheit der muslimischen Bevölkerung. Ausländische Terroristen im Land haben die Situation für die Christen noch zusätzlich erschwert. Der Islamische Extremismus ist jedoch nicht allein auf die Milizen beschränkt. Christen muslimischer Herkunft erleiden starke Verfolgung ebenfalls durch ihre engere und erweiterte Familie sowie durch die gesamte Gesellschaft.

Exklusives Stammesdenken: Die somalische Gesellschaft wird vom Stammesdenken beherrscht. Diese Prägung bestimmt auch die Art, in der das Land regiert wird. Das Stammessystem übt weiterhin einen massiven Einfluss auf das neue Regierungssystem in Somalia, Somaliland und Puntland aus. Milizen wie Al-Shabaab nutzen die Stammesstrukturen, um ihre Position in der somalischen Gesellschaft zu stärken und zu befestigen, obwohl sie sich nicht durch die Politik der Stämme und Clans leiten lassen.

Systematische Korruption: Islamischer Extremismus und Systematische Korruption sind eng miteinander verflochten und schwer auseinanderzuhalten. Die noch immer schwache Zentralregierung kann nicht verhindern, dass Korruption Teil des täglichen Lebens ist. Das verschärft die bereits bestehende schwierige Lage der Christen. 2013 belegte Somalia auf dem Korruptionsindex von Transparency International mit 8 Punkten Platz 175 (von 177 erfassten Ländern), während Länder ohne Korruption 90-100 Punkte erhalten. Extremisten nutzen außerdem illegalen Handel, um ihre Operationen zu finanzieren. Das wird dann in eine religiöse Philosophie mit islamischem Gewand verpackt, um die Zustimmung der internationalen muslimischen Gemeinschaft zu erreichen, wonach Gesetze missachtet werden dürfen, um den größtmöglichen Gewinn zu erwirtschaften. Dadurch nehmen hohes Gewaltaufkommen und ungeahndete Straftaten weiter zu, das ohnehin hohe Verfolgungsniveau wird noch verstärkt.