Verfolgung in Turkmenistan

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Im zentralasiatischen Turkmenistan unterliegen Christen weiterhin der engen Überwachung durch die Behörden. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört dem Islam an. Die Verfassung Turkmenistans garantiert "Freiheit der Religion sowie Freiheit der Überzeugung und des freien Ausdrucks der Überzeugung", doch in der Praxis werden diese Rechte beschnitten.
Die stärkste Verfolgung der Christen kommt vom Staat, wobei die Paranoia des Diktators eine der treibenden Faktoren ist. Eine weitere ist Korruption und solange Christen dieses System in Frage stellen, werden sie verfolgt werden. Christen muslimischer Herkunft erleben zusätzlich Verfolgung und Unterdrückung von Seiten ihrer Familie und der Gesellschaft, sie sind auch deutlich häufiger körperlichen Übergriffen ausgesetzt.

Wie in anderen zentralasiatischen Ländern muss auch in Turkmenistan zwischen der Situation staatlich anerkannter registrierter und nicht registrierter Gemeinden unterschieden werden. Großkirchen wie die Russisch-Orthodoxe Kirche scheinen weniger von Repressionen betroffen zu sein. Jede nicht registrierte religiöse Aktivität ist strikt verboten. Doch die staatliche Anerkennung bzw. Registrierung zu erlangen, ist ein mühsamer bürokratischer Vorgang. Indigene turkmenische Gemeinschaften haben kaum eine Chance, sich registrieren zu lassen. Sie gelten als Sekten.

Kontrollierter Glaube

Doch selbst registrierte Gemeinschaften haben große Schwierigkeiten, einen Versammlungsort zu finden, oder gar eine gottesdienstliche Versammlung unter freiem Himmel abzuhalten. Polizei und Geheimdienst beobachten jede christliche Aktivität sehr genau. Angehörige sowohl nicht registrierter als auch registrierter christlicher Gemeinden werden schikaniert und eingeschüchtert. Private Gottesdienste und nicht registrierte Hausgemeinden erleben regelmäßig, dass ihre Gemeinden oder Hausgruppen durchsucht und christliche Literatur sowie andere Materialien beschlagnahmt werden. Christen werden auf der Polizeistation verhört und nach ihren Aktivitäten befragt. Teilnehmer an privaten religiösen Treffen können mit einer Geldstrafe belegt werden.


Beamte und Ortsbehörden sind Christen gegenüber im Allgemeinen sehr voreingenommen. Dutzende von Christen wurden schon für jeweils kurze Zeit in Haft genommen. Die strenge Überwachung macht es Kirchen schwer, ihre Mitglieder zu unterweisen. Herstellung und Import religiöser Literatur sind verboten. Registrierte Gemeinschaften dürfen eine Importgenehmigung beantragen, normalerweise wird der Antrag jedoch abgelehnt. Informanten der Regierung besuchen Gottesdienste, so dass Gläubige in ihren Äußerungen vorsichtig sein müssen. Razzien während der Gottesdienste finden in fast allen Gebieten Turkmenistans statt. Dabei werden auch registrierte Gemeinden durchsucht oder deren Pastoren verhört. Laut aktueller Berichte hat die Häufigkeit der Razzien zugenommen.

Religionswechsel nicht erlaubt

Indigene Christen muslimischer Herkunft stehen vor besonderen Problemen, da sie mit der offenen Feindseligkeit der eigenen Familie, von Freunden und Nachbarschaft zurechtkommen müssen. Sie stehen unter dem ständigen Druck, ihrem neuen Glauben abzuschwören. Ethnische Turkmenen, die den Islam verlassen und Christen werden, sind Erniedrigung und psychologischem Druck durch muslimische Geistliche, Behörden oder die eigene Familie ausgesetzt. Sie sollen zum Islam zurückkehren. Besonders in ländlichen Gebieten sind die Repressalien nach einer Konversion für Christen hoch. Ein echter Turkmene ist ein Muslim, so die vorherrschende Meinung. Der Druck und die Verteilung von religiöser Literatur sind verboten. Der Import wird streng überwacht und zensiert.

Düstere Aussichten

Auch in Zukunft erwartet die christliche Minderheit in Turkmenistan willkürliche Verfahren, Razzien, Geldstrafen und Gerichtsurteile, solange die Regierung jede Gruppe als Bedrohung sieht, die sie nicht kontrollieren kann. In den letzten Jahren hat sich die Situation für die Christen im Land kaum verändert. Die Unterdrückung und Diskriminierung gegenüber der christlichen Minderheit bleibt hoch, Korruption ist weit verbreitet und Konvertiten erfahren zusätzlich Verfolgung seitens ihrer Familie und der Gesellschaft.